Manche finden ihn hässlich, andere elegant… den neuen/aktuellen VW Passat B8 – seit Baujahr 07/2014.
Mir stand eine Limousine als Benziner mit dem 1.4 TSI ACT (aktive Zylinderabschaltung) BlueMotion mit 110kW / 150 PS und 6-Gang Schaltgetriebe in der Comfortline vom Autohaus Schauerte zur Verfügung.
Beginnen wir außen
Die Grundform hat sich zum Vorgänger quasi nicht geändert. Wesentliche Änderungen sind jedoch vorne zu vermerken – die Scheinwerfer. Daran scheiden sich die Geister und Meinungen. Der breite aber flach aussehende Kühlergrill scheint auf den ersten Blick zwar anders, ist aber nicht wirklich wesentlich angepasst worden. Die Scheinwerfer sind jedoch soweit re-designed worden, dass die Front komplett anders aussieht. Durch die flachgezogenen, auf eine Linie mit dem Kühlergrill gesetzten Lichtspender, wirkt die ganze Optik irgendwie… na, wie soll ich’s sagen? Komisch, unschön, unvollendet, langweilig, bieder… eines oder alles davon. Ja, mir gefällt das leider nicht. Die Vorgänger B7 und B6 gefielen mir optisch doch besser. Geschmacksache.
Das Innere der Scheinwerfer selbst ist schon die beindruckend moderne LED-Technik, zumindest bei diesem Fahrzeug. Das wertet natürlich etwas auf. Ein direkter Vergleich zwischen Xenon- und LED-Scheinwerfern war mir leider nicht möglich. Aber gehen wir doch mal davon aus: “neu ist immer besser” – Zitat: Barney Stinson 🙂
Am Heck ist alles wie gewohnt aufgeräumt und ansehnlich. Keine außergewöhnlichen Neuerungen an der Stelle.
Der Innenraum: Komfortabel oder konzernüblich?
Groß zurechtfinden musste ich mich nicht – wird auch kein anderer müssen, der ein Fahrzeug aus dem VW-Konzern kennt. Alles ist an seinem Platz. In diesem Modell ist auch nichts Besonderes an Board, worüber man sprechen müsste. Klimaautomatik, Sitzheizung, Entertainment-System mit USB-Schnittstelle, Lautsprecher Marke “Standard” (keineswegs beeindruckend), Stoffsitze, Fahrprofilauswahl (Normal, Eco, Sport), Multifunktionslenkrad.
Den Frontradar-Assistent haben wir drin, ist eine angenehme Sache, denn Auffahrunfälle werden damit um ein Vielfaches verringert. Kann ich absolut empfehlen. Mit einem Panorama-Glasdach kann ich mich grundsätzlich nicht anfreunden, unabhängig vom Hersteller. Mir missfällt der Lichteinfall von Oben – es sei denn: Es ist ein Cabrio 😉
Was mir persönlich fehlt ist die beheizbare Frontscheibe (fehlt in diesem Wagen). Gerade in den Wintermonaten ländlicher Regionen ist es morgens doch sehr komfortabel nicht kratzen zu müssen – kann ich nur jedem ans Herz legen, der keine Garage hat. Ansonsten gibt es nichts auszusetzen.
Fahrdynamik
Es ist kein Sportfahrzeug, das sollte klar sein. Man fährt sehr komfortabel und hat doch ein nicht allzu weiches, leicht sportlich abgestimmtes Fahrwerk. Von schwammigem Fahrverhalten kann nicht die Rede sein, sodass man auch bei schnelleren Fahrten sehr direkt durch Kurven fahren kann und keine Angst haben muss, dass einem das Heck an die Seitenscheiben klopfen möchte.
In meinem Fall entspricht der 150 PS Benziner nicht ganz den Erwartungen für gute Beschleunigung. Doch man ist damit flott unterwegs, wenn der Motor Drehzahl bekommt. Der Tacho bis 260 km/h ist hier allerdings nicht übertrieben, sondern einfach Serie. Der Motor ist ausreichend für Stadtfahrten und ebene Landstraßen. Wer jedoch Reserven für Überholmanöver oder schnellen Autobahnverkehr haben möchte, sollte auf den 1.8 TSI (180PS) zurückgreifen, zahlt dann “natürlich” 3600 EUR mehr. Für die Top-Motorisierung des 2.0 TSI (220 PS) werden im Vergleich zum 1.4 TSI ACT zusätzliche 6800 EUR fällig. Aus welchem Grund auch noch ein 1.4 TSI mit lediglich 125 PS erhältlich ist, kann eigentlich nur der Faktor “Preis” sein. Sinnvoll ist das nämlich in einem 1,4t Fahrzeug nicht wirklich.
Alternativ empfehle ich den 2.0 TDI mit 150 Diesel-PS. Dieses Aggregat ist spritziger als der 150 PS Benziner und kostet “nur” 2225 EUR Aufpreis.
An dieser Stelle über Benzinverbrauch zu sprechen, hätte wenig Wert. Erstens hab ich einen Bleifuß und zweitens sind die Motoren sehr sparsam zu fahren, wenn man es will. Überraschungen gibt es da keine.
Insgesamt fährt sich das Auto sehr einfach und komfortabel. Eben das Auto fürs Volk.
Weitsicht
Somit erhält die Technik der gehobenen Ober- und Luxusklasse Einzug in das Mittelklasse-Segment. Wann und wo verwischen dann eigentlich die Grenzen zwischen VW Passat und Audi A6? Ist es von Volkswagen clever, den modernsten Stand der Technik auch in einen VW einzubauen? Welcher Grund ist denn dann noch entscheidend für den Kauf eines Audi A6? Sicherlich fühlen sich einige Autokäufer der Marke Audi verbunden und greifen deshalb immer wieder zu. Doch das gibt es ja auch bei allen anderen Fahrzeugherstellern. Unter welchen Gesichtspunkten entscheidet jemand, der in der (oberen) Mittelklasse ein Auto kauft? Nach Optik, Image, Zuverlässigkeit oder gar dem Preis-Leistungsverhältnis?
Ich selbst habe mich vor einem Jahr für das Preis-Leistungsverhältnis entschieden. Somit fahre ich einen Skoda Octavia Combi statt Audi A4 Avant. Der Preisunterschied von rund 10.000 EUR war definitiv ausschlaggebend. VW Golf Variant war mir zu normal / langweilig. Was werden andere potenzielle Kaufinteressenten machen? Für den Käufer ist es somit ein Gewinn. Mehr Luxus fürs gleiche Geld.
Fazit: Der Passat ist und bleibt das Aushängeschild für die Mittelklasse. Ebenso wie der Golf die Kompaktklasse dominiert, hält auch hier weiterhin der VW Passat seinen Stammplatz. Interessant wird es, wenn der neue Skoda Superb auf den Markt kommt.